Turnhalle der Lio feiert Richtfest

Erster Rekord für Arbeiter und Planer

von Marc Schäfer, Gießener Allgemeine vom 25. Januar 2025

Auch als Konzerthalle macht sich die neue Ballsporthalle der Liebigschule gut. Das bewiesen die Schülerinnen und Schüler mit ihren Liedern im Rahmen des gestrigen Richtfestes. © Oliver Schepp

Das neue Sportzentrum an der Liebigschule wird knapp ein Jahr früher fertig als zunächst geplant. Schon nach den nächsten Herbstferien können die Liebigschüler endlich wieder vor Ort in unterschiedlichen Sportarten unterrichtet werden. Beim Richtfest am Freitag kamen olympische Gedanken auf.

Mit »One Moment in Time« von Whitney Houston sangen die Schülerinnen und Schüler der Liebigschule am Freitag im Rahmen des Richtfests ihrer neuen Sporthalle die Hymne der Olympischen Sommerspiele 1988 in Seoul. Erinnerungen wurden wach an das 100-Meter-Duell Carl Lewis vs. Ben Johnson, an Steffi Grafs Tennis-Gold und ihren »Golden Slam«, an die sechs Olympiasiege von DDR-Schwimmerin Kristin Otto, an Michael Groß, Matt Biondi, Greg Louganis, Florence Griffith-Joyner. Oder an den Weltrekord der Siebenkämpferin Jackie Joyner-Kersee, der heute – 37 Jahre später – immer noch Bestand hat.
Bestmarken sollen zukünftig auch in der neuen, zweistöckigen Sporthalle der Liebigschule aufgestellt werden. Von Leichtathleten, Turnern oder Basketballern. Der erste Rekord jedoch ging an Bauarbeiter, Planer, Unternehmer und Organisatoren, denen es gelungen ist, den zunächst anvisierten Zeitrahmen für den Abriss der alten Doppelturnhalle und den Neubau eines modernen Sportzentrums erheblich zu unterbieten.

Eigentlich sollte die Sporthalle zum Schuljahresbeginn 2026/27, also im August des kommenden Jahres, fertig sein. »Wir werden die Halle aber schon in diesem Jahr an euch übergeben«, sagte Martin Bender von der ausführenden Firma Liokon mit Blick auf die versammelten Schülerinnen und Schüler des Chores. 70 Prozent der noch ausstehenden Gewerke seien bereits beauftragt. Vieles deute daraufhin, dass die Liebigschüler bereits nach den kommenden Herbstferien endlich wieder vor Ort Sportunterricht haben könnten, sagte er später.

Im »Keller« der Ballsporthalle entsteht der Turn- und Leichtathletikbereich mit 50-Meter-Bahn und Stabhochsprunganlage mit deren Einstichvorrichtung (vorne). © Oliver Schepp

Damit ginge an der Lio eine sechseinhalbjährige Leidenszeit zu Ende. Die Sperrung der traditionsreichen Doppelturnhalle wegen statischer Probleme innerhalb der hölzernen Dachkonstruktion im April 2019 sei vor allem im Sportkollegium ein Schock gewesen, sagte Schulleiter Dirk Hölscher und erinnerte an Meilensteine dieses Leidens. Beunruhigte Eltern, kritische Fragen aus dem Kultusministerium zum Status als regionales Talentzentrum. Weniger Sportunterricht für die Schüler, die zum Teil zu Sportstunden in Bussen quer durch die Stadt gefahren werden mussten. Die Interimshalle auf dem Sportgelände des MTV 1846. Und die Mehrbelastung für die Sportlehrer, die immer wieder Unterrichtsmaterialien im eigenen Auto hin- und hertransportieren mussten. »Nun können hier bald vier Gruppen gleichzeitig Sport treiben«, sagte der Schulleiter anlässlich des Richtfestes. Angesichts dieser zukünftigen Möglichkeiten mit Indoor-Weit- und -Stabhochsprunganlage, 50-Meter-Bahn, Fitnessraum und Kletterwand sowie der modernen Ballsporthalle sei der Baulärm der letzten Monate für viele Lehrkräfte »Musik in den Ohren« gewesen. »Wir werden die beste Schulsporthalle Hessens haben, vielleicht sogar die beste in ganz Deutschland«, sagte Hölscher und schlug vor, die Sporthalle sogleich in Sportzentrum umzubenennen.

Als ein gutes Beispiel dafür, wie Investitionen in öffentlich-privater Partnerschaft gelingen können, bezeichnete Astrid Eibelshäuser, Stadträtin und Dezernentin für das Hochbauamt, das Projekt. »Als Stadt allein wären wir nie so schnell gewesen«, betonte sie die Vorzüge des in der Stadtpolitik umstrittenen Investorenmodells. Die Liokon GmbH baut die Halle nicht nur, sondern behält sie für die nächsten 30 Jahre in ihrem Besitz und erhält für die Nutzung von der Stadt eine monatliche Miete von gut 118 000 Euro. Die Baukosten wurden zuletzt auf deutlich über 20 Millionen Euro geschätzt. Für die Stadt hat dieses Vorgehen den Vorteil, dass der Bau nicht im Finanzhaushalt abgebildet werden muss, sondern über langfristige Mietzahlungen über den Ergebnishaushalt bezahlt wird.

Baukostensteigerungen habe es laut Bender indes nicht gegeben. »Wir haben viele kluge Lösungen gefunden und immer wieder gemeinsam geschaut, wo wir einsparen können.« Der Zeitplan vom Spatenstich im Herbst 2022 über die Grundsteinlegung im Juli 2024 bis zum gestrigen Richtfest sei vor allem mit Blick auf die Herausforderungen der engen Baustelle und des laufenden Unterrichtsbetriebs nur aufgrund der perfekten Organisation und der verlässlichen Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich gewesen, betonte Eibelshäuser. Sogar Bauunternehmer Bender wirkte dahingehend angefasst. Auf der Baustelle sei ein besonderer Geist des Miteinanders entstanden, der sich auch aktuell noch in Workshops und Gesprächen zur Ausstattung zwischen Planern und Lehrern zeige. »Der Umgang miteinander ist beispielhaft«, sagte Bender und bedankte sich dafür bei den Mitarbeitern der Stadt, der Schule und bei seinem Team, denn Teamwork kann auch im Sport entscheidend sein und selbst bei Olympischen Spielen zu Rekorden führen.

Der Artikel entstammt der Gießener Allgemeinen vom 25. Januar 2025:

https://www.giessener-allgemeine.de/giessen/erster-rekord-fuer-arbeiter-und-planer-93534997.html

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