Solistische Einlagen ließen aufhorchen – Adventskonzert der Oberstufe
Ein Weihnachtskonzert der schulischen Superlative präsentierte die Liebigschule am Montagabend in der Bonifatiuskirche. Das Programm gliederte sich in zwei Teile: Während der erste Abschnitt den Chorensembles ab Klasse 9 vorbehalten war, zeigte das Schulorchester im zweiten Teil seine polyphone Vielfalt. Der Fachbereich Musik der Schule bietet seinen Talenten Raum und Entfaltungsmöglichkeiten – und das mit beeindruckenden Ergebnissen. Besonders herausragend waren die Solovorträge von Madita Elin Geyer, Anouk Deventer, Leona Silbereisen und Jonathan Pilatz, dessen virtuos gespieltes Orgelkonzert (Symphonie Nr. 1 für Orgel und Orchester von Félix Guilmant) den Höhepunkt und Abschluss des Abends bildete.
Das Konzert begann ungewöhnlich: Der Altarbereich blieb leer, denn der gemischte Oberstufenchor positionierte sich für das erste Lied („Abide with me“) in den Seitenschiffen der Kirche. Diese ungewöhnliche Aufstellung verlieh dem Chorraum eine fast schwebende Leichtigkeit und stellte alle Beteiligten vor eine besondere Herausforderung. Sanft und sakral klang die Darbietung von „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, bei der der Sopran die hohen Anforderungen des Stücks souverän meisterte. Einen pointierten Abschluss setzte die Interpretation von „In diesem Moment“ (Roger Cicero/Just Five). Hier wechselten sich Dr. Florian Ilge und Peter Schmitt am Dirigat der drei Chorstücke ab, während der jeweils andere am Klavier unterstützte.
Im Anschluss präsentierten sich die einzelnen Chorensembles. Der Frauenchor der Schule überzeugte mit „The Blessing“ (B. Graham/D. Dowenes) und dem bekannten „Carol of the Bells“ (Jeff Funk), dass die jungen Stimmen präzise und klangvoll vortrugen. Begleitet wurden sie von Katrin Krimker (Abiturjahrgang) am Klavier.
Der reine Männerchor zählt zu den besten: Seine Teilnahme an den Salzburger International Choir Competitions in diesem Jahr – mit der drittbesten Wertung insgesamt – spricht für sich. Als Belohnung darf er 2026 zu den World Choir Games nach Helsingborg reisen. Aus ihrem Wettbewerbsprogramm präsentierte der Chor das „Kyrie“ von Pjotr Jancak, dass das Publikum begeisterte. Umrahmt wurde es von „Das Morgenrot“ (Robert Pracht) und dem kraftvollen „Ave Maria“ (Michael Haller), das sich perfekt in die Atmosphäre der Kirche einfügte. Mit „Weihnacht im Waldkirchlein“ (Jean Pauli) gelang eine gelungene Verbindung zu Weihnachten, da das Lied bekannte Motive und Anklänge aufgreift. Der Männerchor, ebenfalls von Ilge und Schmitt dirigiert, lieferte eine makellose Leistung.
Besondere Aufmerksamkeit erregten die beiden Gesangs-Solovorträge von Anouk Deventer und Leona Silbereisen (beide Jahrgangsstufe 10). Deventer präsentierte ihre Eigenkomposition „Angels“ – Text und Melodie stammen von ihr – und überzeugte mit kraftvoller, stimmlicher Präsenz, sanft begleitet von Schmitt am Klavier. Silbereisen stand ihr mit ihrem gelungenen Vortrag von „Christmas isn’t Christmas“ (Dan + Shay) in nichts nach. Beide Schülerinnen meisterten ihre Auftritte vor der vollbesetzten Kirche mit Präzision und Mut und wurden mit begeistertem Applaus belohnt.
Madita Elin Geyer (Jahrgangsstufe 13) wählte für ihren Solovortrag mit dem Orchester das „Präludium und Allegro“ von Fritz Kreisler. Ursprünglich für Klavier und Geige geschrieben, ist das Stück durch eine Version von David Garrett bekannt. Geyer fand die Noten bei Franck van der Heijden, der dem Orchester die Partitur zukommen ließ. Die Geigerin stellte sich der klanglichen Wucht des Orchesters und überzeugte mit einer souveränen Darstellung.
Für musikalische Ausgewogenheit zwischen den solistischen Höhepunkten sorgte das Schulorchester mit dem 4. Satz aus John Anton Andrés Sinfonie Opus 6 und der Ouvertüre zu „Geschöpfe des Prometheus“ von Ludwig van Beethoven unter der Leitung von Ilge und Carolin Ratz.
Ein weiteres Highlight war der junge Organist Jonathan Pilatz. Gemeinsam mit dem Schulorchester (Dirigat: Jens Velten) führte er die Symphonie Nr. 1 in d-Moll für Orgel und Orchester auf. Es war ein erstes Experiment, junge Spitzenorganisten, eine klangvolle Orgel und ein Schulorchester zusammenzubringen – und es gelang auf ganzer Linie. Pilatz, seit sieben Jahren Schüler von Michael Gilles (Regionalkantor für die katholischen Dekanate Alsfeld und Gießen), kennt die Eule-Orgel in St. Bonifatius bestens. So konnte er die Nuancen und die Dramatik des Werks in perfektem Timing mit dem Orchester faszinierend herausarbeiten. Der lange, stehende Applaus war mehr als verdient und zeigte einmal mehr das hohe musikalische Niveau der Schule. Mit recht würdigte und bedankte sich Schulleiter Dirk Hölscher im Rahmen seiner Begrüßung bei den Akteuren des rundum gelungenen Abends.
Barbara Czernek
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