Sechseinhalb Jahre Leidenszeit an Liebigschule vorbei

Marc Schäfer, Gießener Allgemeine, vom 11.11.2025, Fotos Copyright Oliver Schepp

Mika Findeisen beim Stabhochsprung auf der Anlage im Untergeschoss

Mika Findeisen beim Stabhochsprung auf der Anlage im Untergeschoss

Die Schüler der Liebigschule können die neue Sporthalle ein halbes Jahr früher nutzen als geplant. Die Halle bietet eine von drei Indoor-Hochsprunganlagen in Hessen.
Martin Bender hat Wort gehalten. Anfang des Jahres hatte er den Schülerinnen und Schülern der Gießener Liebigschule versprochen: „Wir werden die Halle in diesem Jahr an euch übergeben.“ Dies hat der Geschäftsführer der ausführenden und extra für den Neubau der Sporthalle gegründeten Firma Liokon am Montagnachmittag getan.
Während im ersten Stockwerk zum ersten Mal Handball und Tischtennis gespielt wurden, übten Schülerinnen und Schüler im Untergeschoss Weitsprung, Hürdenlauf, Speerwurf und sogar Stabhochsprung. Anlässlich der Übergabe an die Schule sagte Schulleiter Dirk Hölscher, er empfinde große Freude, Stolz und Dankbarkeit, die sich an alle Beteiligten dieses Projekts richte und stellte die Teamleistung heraus. „Die Halle ist ein Schmuckstück für Gießen und für uns als Schule ein Riesengewinn“, sagte Hölscher.

Michelle Rutz beim Dreisprung auf der Anlage im Untergeschoss

Michelle Rutz beim Dreisprung auf der Anlage im Untergeschoss

Neben der Tatsache, dass in der Sporthalle keine Tribünenplätze für Wettkämpfe Gießener Sportvereine berücksichtigt worden sind, wurden immer wieder auch die Kosten kritisiert. Monatlich zahlt die Stadt knapp 30 Jahre lang 107 000 Euro Miete an den Investor. Anschließend geht die Halle in den Besitz der Stadt über. Der Investor nutzt das Grundstück aufgrund eines Erbbauvertrags für diese Zeit und kümmert sich auch um Wartung der Sporthalle und mögliche Reparaturen. Die reinen Baukosten liegen bei 18 Millionen Euro.
Eigentlich sollte die neue Sporthalle zum Schuljahresbeginn 2026/27, also im August des kommenden Jahres, fertig sein. Mit der Übergabe am Montag endete an der Lio die sechseinhalbjährige Leidenszeit damit gut neun Monate früher als zunächst geplant. Die Bauzeit betrug nur rund eineinhalb Jahre.

Der Sport-LK, Q3, beim Handballtranig in der Ballsporthalle im Obergeschoss

Der Sport-LK, Q3, beim Handballtranig in der Ballsporthalle im Obergeschoss

In ihren Redebeiträgen erinnerten Schulleiter Hölscher und Stadträtin Astrid Eibelshäuser (SPD) an die plötzliche Sperrung der alten Doppelturnhalle. Sie musste wegen statischer Probleme in der hölzernen Dachkonstruktion im März 2019 aus dem Verkehr gezogen werden. Es folgten anstrengende Jahre für Kollegium und Schülerschaft. Weniger Sportunterricht für die Schüler, die zum Teil zu Sportstunden in Bussen quer durch die Stadt gefahren werden oder bei Wind und Wetter draußen üben mussten, eine Interimshalle auf dem Sportgelände des MTV 1846. Und die Mehrbelastung für Sportlehrer, die Unterrichtsmaterialien im eigenen Auto hin- und hertransportieren mussten.
Dass sich die Zeit dieser Entbehrungen gelohnt hat, davon konnten sich die Gäste der Übergabe am Montag überzeugen. Eibelshäuser sprach von einer „modernen, nachhaltigen und zukunftsorientierten Sportstätte, in der pädagogisch hochwertiger und innovativer Sportunterricht möglich“ sei.
Die neue Sporthalle wurde in Hybridbauweise errichtet: Das Untergeschoss besteht aus einer massiven Betonkonstruktion, die eine sichere Abdichtung gegen das in diesem Bereich hohe Grundwasservorkommen gewährleistet. Das Obergeschoss wurde in Holzbauweise ausgeführt, die eine besonders kurze Montagezeit auf der Baustelle ermöglichte.

Eingang, noch Baustelle ...

Das Obergeschoss beherbergt eine moderne Dreifeld-Ballsporthalle, die vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für den Schul- und Vereinssport bietet. Zehn höhenverstellbare Basketballkörbe stehen zur Verfügung. Insgesamt neun Badmintonfelder können gleichzeitig aufgebaut werden. Im Untergeschoss befinden sich eine 50-Meter-Laufbahn, ein Fitnessraum mit Kletterwand sowie eine Fläche für Gerätturnen. Zudem stehen Anlagen für Weit- und Stabhochsprung zur Verfügung. Letztere gibt es als Indoorvariante hessenweit nur dreimal. Die Halle verfügt über eine Bruttogrundfläche von knapp 4000 Quadratmeter, für die Sportnutzung stehen knapp 2600 Quadratmeter zur Verfügung.
Parallel zum Hallenneubau wurden auch die Außenanlagen der Liebigschule umfassend neugestaltet. Nach der Sanierung der Kanal- und Leitungsinfrastruktur entstanden zahlreiche neue Aufenthalts- und Bewegungsflächen, darunter eine Freilichtbühne, ein „Grünes Klassenzimmer“, zusätzliche Fahrradabstellplätze sowie vielfältige Spiel- und Sportangebote. Die offizielle Eröffnung der Halle soll am 27. Februar 2026 erfolgen, wenn der Außenbereich fertiggestellt ist.

 

https://www.giessener-allgemeine.de/giessen/sechseinhalb-jahre-leidenszeit-an-liebigschule-giessen-vorbei-94031197.html

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