Einblick in die Justiz
Klassenausflug der Klasse 8b zum Amtsgericht in Friedberg
geschrieben von Mieke Theis, 8b
Am Donnerstag, dem 27.06.2024, unternahm die Klasse 8b einen Klassenausflug ins Friedberger Amtsgericht, um dort an einer Gerichtsverhandlung teilzunehmen. Dies wurde durch den privaten Kontakt einer Schülerin ermöglicht, die ihren Mitschülerinnen und Mitschülern die Chance gab, einmal genauer in das deutsche Gerichtssystem zu schauen.
Am Morgen trafen sich die Schüler mit der Klassenleitung, Nils Dreßler, und der Begleitperson, Jessica Ogasa am Hauptbahnhof in Gießen. Die darauffolgende Fahrt dauerte 20 Minuten, sodass die Klasse pünktlich um ungefähr 8 Uhr in Friedberg ankam. Anschließend gingen sie zu Fuß bis zum Amtsgericht, wo es wegen Sicherheitsvorkehrungen ein wenig dauerte, bis die ganze Klasse drinnen war. Zum Beispiel wurden die Taschen und Rucksäcke durchsucht, Wertsachen wie Handys oder Schlüssel mussten abgelegt werden und die Schülerinnen und Schüler mussten einzeln durch einen Metalldetektor gehen. Nachdem alles geregelt war, gab es noch genug Zeit für eine kleine Pause, bevor sich die Klasse im Gerichtssaal einfand.
Entgegen der Erwartungen vieler Schüler war der Saal ziemlich klein, nur ein wenig größer als ein regulärer Klassenraum. Auf der linken Seite befanden sich genug Stühle, damit die gesamte Klasse Platz fand, gegenüber davon stand ein Tisch, an dem der Richter mit seinen beiden Referendarinnen und der Protokollantin saß. An der Fensterseite saßen die Staatsanwältin und zwei Schülerpraktikanten, an der anderen Wand war Platz für den Angeklagten und seinen Anwalt, und in der Mitte stand noch ein einzelner Tisch mit Stuhl für die Zeugen.
Um 9 Uhr sollte die erste Verhandlung stattfinden, und so kamen zuerst die Staatsanwältin, dann die Praktikanten und eine Zeugin mit einer Dolmetscherin und schließlich der Richter in den Saal. Im Prozess ging es um häusliche Gewalt in einer scheiternden Ehe, doch da der Angeklagte nicht zum Termin erschien, konnte die Klasse nichts Weiteres darüber in Erfahrung bringen. Auch als der Richter eine Polizeistreife zum Haus des Angeklagten schickte, konnte er nicht gefunden werden, sodass der Richter schließlich gezwungen war, einen Haftbefehl gegen ihn auszusprechen.
Da die Klasse so noch keine wirkliche Gerichtsverhandlung miterlebt hatte, entschied die Klassenleitung, nach einem kurzen Ausflug zu einer nahegelegenen Bäckerei wieder zum Gerichtsgebäude zurückzugehen und sich die nächste Verhandlung anzusehen. Diese begann um 11 Uhr und war trotz einiger Wiederholungen und ein paar Diskussionen, die das Ganze etwas unnötig in die Länge zogen, sehr interessant. Sie hatte auch ein sehr großes öffentliches Interesse. Sowohl Dienstkollegen der beiden polizeilich tätigen Zeugen als auch Angehörige des Angeklagten wohnten dem Prozess bei. Es ging um einen Fall von Beamtenbeleidigung, die der Angeklagte sehr deutlich zurückwies. Die beiden Zeugen jedoch, die nacheinander einzeln befragt wurden, stimmten in diesem Punkt deutlich überein, auch wenn die drei Aussagen in anderen Punkten manchmal deutlich auseinander gingen.
Interessant war auch, dass der Angeklagte behauptete, die eine Zeugin wäre zum Zeitpunkt des Geschehens gar nicht da gewesen und er hätte sie noch nie in seinem Leben gesehen. Er behauptete, eine andere Person, die sogar beiden Zeugen bekannt war, sei mitbeteiligt gewesen. Da beide Zeugen dies zurückwiesen und es überprüft werden musste, kam der Richter zu dem Schluss, einen weiteren Termin anzuordnen. Nach einigen Schwierigkeiten wegen der neuen Terminfindung wurden der Angeklagte und sein Anwalt schließlich entlassen, und nur die Klasse blieb noch mit dem Richter zurück, der sich freundlicherweise bereiterklärte, noch ein paar Fragen zu beantworten.
Nachdem auch das geklärt war, ging die Klasse zurück zum Bahnhof und nahm dort den Zug wieder nach Gießen.
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